Gelassenheit
Genesung
Genesung: (Wieder-)Herstellung der Gesundheit
Menschen, die Aufgrund eigener Krisenerfahrung, intensiver Auseinandersetzung mit dem Thema und zertifizierter Ausbildung vom "Ich"- zum "Wir"- Wissen als vollwertige Ergänzung im Psychiatrischen und Psychosomatischen System eingesetzt werden, in Selbsthilfegruppen aktiv sind, Vorträge halten oder selbstständig anderen Betroffenen aus deren Krise heraushelfen.
Genesungsweg
s. Genesung
Gesundheit
Als geistig ausgeglichen und emotional harmonisch empfundener, in körperlicher und vor allem praktischer Hinsicht als ausreichend kraftvoll erlebter Allgemeinzustand
voller Arbeits- und Leistungsfähigkeit und damit uneingeschränkter Handlungsfähigkeit.
Grenzen
Gründe
Herangehensweise
Herausforderung
Hilfe
Hoffnungsträger
Personen, in die große Hoffnungen gesetzt werden.
Hürden
I:
Ich-Wissen
Implementierung
individuell
Inklusion
interdisziplinär
Irritation
Irrtümer
J:
jeder
kollegial
dem (guten) Verhältnis zwischen Kolleginnen und Kollegen entsprechend
Synonyme: fair, freundschaftlich, hilfsbereit, kameradschaftlich, partnerschaftlich, kooperativ, solidarisch
Wenn GenesungsbegleiterInnen in Einrichtungen der Sozialpsychiatrie arbeiten, sind sie in der Regel Teil eines Teams. Sie haben KollegInnen, seien es andere GenesungsbegleiterInnen und/oder Profis, die ihre Expertise durch Ausbildung erworben haben. Wünschenswert wäre es, wenn alle KollegInnen sich auf Augenhöhe begegneten und die unterschiedlichen Sichtweisen, Erfahrungen und fachlichen Hintergründe als Bereicherung gesehen würden. Ein kollegiales, d. h. ein freundschaftliches und faires Miteinander trägt entscheidend zu einer guten Arbeitsatmosphäre bei. Das bedeutet aber nicht, dass Unterschiede in der Auffassung allgemein oder der "Bewertung" eines Sachverhalts künstlich harmonisiert werden sollten. Im Gegenteil: Die Perspektive, die GenesungsbegleiterInnen einbringen, darf abweichen und ihre Meinung ruhig auch unbequem sein! Erst durch die Wertschätzung des anderen Blickwinkels wird aus bloßen ArbeitskollegInnen ein gutes Team.
Kommunikation
Verständigung untereinander; zwischenmenschlicher Verkehr besonders mithilfe von Sprache, Zeichen
Ohne Kommunikation, sei sie verbal oder nonverbal, geht es im zwischenmenschlichen Miteinander nicht.
GenesungsbegleiterInnen können erheblich dazu beitragen, die Kommunikationskultur in einer Einrichtung (zum Positiven) zu verändern. Sie haben nicht nur gelernt, unterschiedliche Perspektiven einzunehmen, sondern auch in der Kommunikation zwischen Betroffenen und Profis als Brückenbauer oder Dolmetscher zu fungieren. Im besten Fall sind sie in der Lage, durch einen sensiblen Umgang mit den Erfahrenen diese selbst wieder sprachfähig werden zu lassen, damit sie wieder für sich selbst sprechen und eintreten können.
Sie sollten aber auch in der Lage sein, die Grenzen ihrer eigenen Belastbarkeit dem Team / den Arbeitskollegen zu kommunizieren, d. h. mitzuteilen.
Kompetenz
Sachverstand, Fähigkeiten
Synonyme: Befähigung, Begabung, Beschlagenheit, Fähigkeit, Fertigkeit, Können, Qualifikation,
Sachverstand, Sachverständnis, Talent, Vermögen
GenesungsbegleiterInnen haben nicht nur in ihrer EX-IN-Qualifizierung wichtige und gute Kompetenzen für die Arbeit im Team und für den Umgang mit anderen Psychiatrieerfahrenen erworben, so dass sie diese als erfahrener Profi auf deren Genesungsweg begleiten und unterstützen können, sondern sie sind auch kompetent im Umgang mit ihrer eigenen Erkrankung. Zudem bringt jeder Genesungsbegleiter eigene Talente, Fertigkeiten und Fähigkeiten mit, die nur ihm eigen sind und die ihn als Person und als Experte in eigener Sache ausmachen. Diese können je nach Biographie sehr unterschiedlich ausfallen. Die "vorher" erworbenen Kompetenzen durch Schule, Ausbildung und Beruf können als große Bereicherung mit in die Arbeit der Genesungsbegleitung einfließen.
Kompromiss
Übereinkunft durch gegenseitige Zugeständnisse
Synonyme: Ausgleich, Einigung, Mittelweg, Zugeständnis
Bei der Genesungsbegleitung und bei der Arbeit im Team ist die Fähigkeit, Kompromisse einzugehen, unumgänglich. Es darf zwar, ja muss sogar einen anderen Blickwinkel von Seiten des Genesungsbegleiters geben und seine Meinung zu einem bestimmten Sachverhalt darf auch von der Meinung der übrigen Teammitglieder (in der Regel "Profis") abweichen, aber es sollte auch die Bereitschaft geben, einen Ausgleich zu finden und nicht stur auf der eigenen Meinung zu beharren. Flexibilität ist hier das Stichwort. Das bedeutet aber nicht, dass sich die GenesungsbegleiterInnen "verbiegen" und es zulassen sollten, dass die von ihnen gewonnenen Einsichten "verwässert" werden. Manchmal ist ein entschiedenes Eintreten für die eigene Meinung wichtig, auch wenn erst einmal kein Kompromiss gefunden werden kann.
konzentriert
innere Konzentration aufweisend, erkennen lassend; gesammelt
Synonyme: andächtig, angespannt, angestrengt, aufmerksam, bei der Sache, ganz Ohr,
gesammelt, gespannt, mit voller Kraft, mit wachen Sinnen, wachsam; achtsam, versunken
Die Fähigkeit eines Menschen, sich konzentriert auf eine Sache, eine Arbeit oder eine Tätigkeit einzulassen, ist ein wichtiges Merkmal für einen gesunden Geist.
Dieses Vermögen kann jedoch bei Menschen mit einer psychischen Erkrankung erheblich gestört sein. Nicht nur bei einer Krise in ihrer Zuspitzung, sondern oft auch nach einer schweren depressiven,
psychotischen oder manischen Phase fällt die Konzentration (z. B. auf ein Buch, ein Gespräch, einen Film, eine Tätigkeit usw.) sehr schwer. Konzentrationsschwierigkeiten können auch im Vorfeld einer
manifesten Krise als Frühwarnsymptom erste Hinweise auf eine Verschlechterung des seelischen Zustandes geben. GenesungsbegleiterInnen sind gut beraten, diese bei den Menschen, die sie begleiten, aber
auch bei sich selbst ernstzunehmen. Wenn sie spüren, dass ihr Gegenüber Schwierigkeiten mit der Konzentration hat, können und sollten sie das ansprechen. Eine geschärfte Wahrnehmung kann dazu
beitragen, dass Krisen im Vorfeld besser erkannt und dadurch evtl. abgemildert werden können. Genauso achtsam sollten GenesungsbegleiterInnen aber auch mit sich selbst umgehen. Wenn sie sich
phasenweise schlecht auf ihre Arbeit konzentrieren können, wäre es auch hier angebracht, das zu verbalisieren und Maßnahmen zu ergreifen, die ein eventuelles Abgleiten in eine Krise
verhindern.
Konzept
hier: klar umrissener Plan, Programm für ein Vorhaben Synonyme (hier): Kurs, Plan, Programm, Vorgehensweise
In der sozialen Arbeit und besonders bei EX-IN kommt man ohne die Erarbeitung von Konzepten nicht aus. Der EX-IN-Qualifizierung ging, bevor sie an den Start gehen konnte, die Erarbeitung eines Konzepts (Curriculum, Themen und Inhalte, Art und Form der Durchführung) voraus. In vielen Einrichtungen bieten GenesungsbegleiterInnen Recovery-Gruppen an. Auch dafür muss in der Regel vorher ein Konzept geschrieben werden. Einige GenesungsbegleiterInnen arbeiten auch im Qualitätsmanagement einer Einrichtung mit. Wenn diese z. B. das Ziel hat, das Unternehmen recovery-orientiert aufzustellen, muss dafür ein tragfähiges Konzept entwickelt werden. EX-INler können dazu einen wichtigen Beitrag leisten. Das gilt ebenso für die Durchführung von Präventionsprojekten (wie z. B. "Verrückt – na und?!"), an denen auch GenesungsbegleiterInnen beteiligt sind.
kooperativ
hier: zur Kooperation bereit; bereitwillig kooperierend
Synonyme: gemeinsam, gemeinschaftlich, kollegial, kollektiv, solidarisch, zusammen
In der Psychiatrie fällt im Zusammenhang des Behandlungssettings oft der Begriff "Compliance". Man meint damit, dass der Psychiatrieerfahrene bereitwillig mit seinen Behandlern kooperiert, d. h. mitarbeitet. Solche Personen werden in der Regel von den Behandlern als angenehm erlebt. Anders sieht es aus, wenn ein Betroffener nicht zur Kooperation bereit ist, sondern eigene Vorstellungen davon hat, wie er seinen Genesungsweg gestalten will. Er gerät dann oft in Widerstreit zu dem, was ihm als Behandlung vorgeschlagen wird. Nicht selten wird ein solches Verhalten von Seiten der Psychiatrie vorschnell mit Zwangseinweisung, Zwangsmedikation und Fixierung geahndet.
(Natürlich muss kein Betroffener mit "der" Psychiatrie kooperieren. Wenn er oder sie einen für sich gangbaren Weg der Genesung findet ohne Inanspruchnahme des psychiatrischen, ist das genauso zu akzeptieren wie umgekehrt.)
GenesungsbegleiterInnen haben aber die Möglichkeit "deeskalierend" zu wirken, indem sie sowohl die Behandlungsempfehlungen von Profis, aber auch die oft unkonventionellen Wünsche, Bedürfnisse und Ziele von Betroffenen im Blick haben. Die Gefahr dabei ist, sich vorschnell auf eine Seite zu schlagen. Sowohl die Behandler wie auch die Psychiatrieerfahrenen haben jeweils gute Gründe für ihr Verhalten. GenesungsbegleiterInnen können im Hinblick auf die unterschiedliche Interessenlage eine Brücke bauen, sodass am Ende des Auseinandersetzungsprozesses ein Kompromiss (s. o.) steht, der sowohl die Bedürfnisse der Betroffenen berücksichtigt als auch die Vorschläge der Behandler einbezieht.
Krise
schwierige Lage, Situation, Zeit (die den Höhe- und Wendepunkt einer gefährlichen Entwicklung darstellt); Schwierigkeit, kritische Situation; Zeit der Gefährdung, des Gefährdetseins; Medizin: kritischer Wendepunkt bei einem Krankheitsverlauf; Krisis
"Eine psychische Krise ist ein durch ein überraschendes Ereignis oder Geschehen hervorgerufener schmerzhafter seelischer Zustand oder Konflikt innerhalb einer Person (innerpsychische Krise) oder zwischen mehreren beteiligten Personen. Er entsteht, wenn sich eine Person oder eine Gruppe Hindernissen auf dem Weg zur Erreichung wichtiger Lebensziele oder bei der Alltagsbewältigung gegenübersieht und diese nicht mit den gewohnten Problemlösungsmethoden bewältigen kann. Oft stellt eine Krise bisherige Erfahrungen, Normen und Ziele in Frage (…)." Sie hat in der Regel mehrere Phasen. (Quelle: Wikipedia)
Jeder, der die EX-IN-Qualifizierung durchläuft, kennt Krisen aus dem eigenen Erleben (s. u.). In der Ausbildung lernen GenesungsbegleiterInnen Auslöser und Frühwarnsymptome einer Krise zu benennen und das eigene Erleben einer Krise in der Zuspitzung in Worte zu fassen. Sie haben aufgrund ihrer eigenen Erfahrung mit Krisen die Einsicht gewonnen, dass seelische Krisen zum Menschsein dazugehören und dass ein Leben trotz oder gerade mit Krisen genauso lebenswert und sinnvoll sein kann wie für Menschen, die nicht psychisch erkrankt sind. Psychiatrieerfahrene auf ihrem Genesungsweg zu begleiten und sie zu Experten ihrer Krisen (oder ihrer Erkrankung) zu "machen", gehört zu den wichtigsten Aufgaben von GenesungsbegleiterInnen (s. u.).
Krisenbegleitung
Bei der Krisenbegleitung ist es wichtig, in welchem Arbeitssetting sie stattfindet. Krisenbegleitung in der Klinik ist etwas anderes als beim BeWo oder in einem SPZ.
Grundsätzlich aber gilt: GB sind gut gewappnet für die Begleitung von Menschen in Krisen. Sie kennen Krisen aus eigener Erfahrung und können somit beruhigend und entdramatisierend wirken. Sie können sich einfühlen und daher auch eher spüren, was der Betroffene in dieser Situation am meisten braucht. Oft ist nur ein achtsames Dasein wichtig, eine liebevolle Präsenz, die es dem Krisengeplagten ermöglicht, zur Ruhe zu kommen. GBs übermitteln unter Umständen auch die Zuversicht, dass der Betroffene die Krise mit seinen eigenen Kräften meistern kann.
Wenn ein GB in einem Team arbeitet, ist es wichtig, genaue Absprachen zu treffen und die Zuständigkeiten zu klären. Die Frage ist: Wie lautet der genaue Auftrag des GBs in dieser Situation? Es ist selbstverständlich, dass GenesungsbegleiterInnen in einer Krisensituation ihre Grenzen kennen und sich nicht mit ihrem eigenen Fühlen und Wollen verstricken. Sie sind in der Lage, sich aus der Begleitung zurückzuziehen, wenn sie ihre Überforderung wahrnehmen.
Krisenerfahrung
GenesungsbegleiterInnen kennen Krisen aus eigenem Erleben. Sie sind nicht nur durch die EX-IN-Qualifizierung diesbezüglich zum Experten in eigener Sache geworden. Sie kennen sich gut, wissen um ihre Auslöser und Frühwarnsymptome und können reagieren, wenn sie trotz aller Umsicht selber wieder in einen krisenhaften Zustand geraten. Denn trotz aller erreichten Stabilität ist es niemals ausgeschlossen, dass auch bei GenesungsbegleiterInnen, die in Arbeit sind, Krisen vorkommen. Dies wäre sicherlich gut, bereits im Vorfeld dem Team / den KollegInnen die Selbstverständlichkeit von Krisen zu kommunizieren (eines der größten Vorbehalte für die Einstellung von GBs ist sicherlich die Befürchtung, dass der GB wegen einer Krise länger ausfällt). Aber auch wenn es dann akut wird, kann der GB durch eine offene Kommunikation viel dazu beitragen, dass bei den KollegInnen ein anderes Verständnis von Krise entsteht. Der GB als Experte aus Erfahrung ist für sein Wohl selbst verantwortlich, er hat die Klientenrolle abgelegt und geht mit seinen eigenen Krisen professionell um.
Viele haben im Nachhinein ihre Krisen als "Wachstumsschübe" erlebt. Nicht wenige gewinnen der Krise bei allem Leid, die sie mit sich bringt, etwas Positives ab und können ihr einen Sinn zuordnen.
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